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Ein
Schritt auf dem Weg zum Kunststoff war das Gummi, ein vulkanisierter
Kautschuk, der 1851 das erste Mal bei der Weltausstellung präsentiert
wurde. 1844 entwickelte Frederic Walton das → Linoleum, das auch heute noch für Bodenbeläge
eingesetzt wird. Bakelit, ein vom Chemiker Leo Hendrik Baekeland
entwickelter Kunststoff, wurde in großen Mengen industriell hergestellt.
Der auch heute noch vielfach eingesetzte Kunststoff Polyvinylchlorid
(PVC) geht auf die Erfindung von Fritz Klatte, der "Polymerisation von
Vinylchlorid" zurück, die 1913 zum Patent angemeldet wurde.
Kunststoffe sind allgegenwärtig. Die Eigenschaften werden durch die eingesetzten Ausgangsmaterialien und Herstellungsverfahren sowie Beimischungen bestimmt. Den Namen der eingesetzten Kunststoffe für Verpackungen erkennt man am Recyclingsymbol.
1 | PET | Polyethylenterephthalat |
2 | PE-HD | Polyethen (hohe Dichte) |
3 | PVC | Polyvinylchlorid |
4 | PE-LD | Polyethen (niedrige Dichte) |
5 | PP | Polypropylen (Polypropen) |
6 | PS | Polystyrol |
Kunststoffe werden auch in der Textilindustrie eingesetzt, bekannte Beispiele sind → Nylon, → Polyester, → Gore-Tex® und → Mikrofaser.
PVC wird in fester Form für Kabelschächte, Hartschalenkoffer sowie Vinyl-Schallplatten und in weicher Form in Gartenschläuchen, Leitungsisolierungen und Fußbodenbelägen verwendet. PVC Bodenbeläge sind elastisch und halten hohen mechanischen und chemischen Beanspruchungen stand. Darüber hinaus sind sie wasserfest, trittsicher und antistatisch. Alte PVC-Bodenbeläge lassen sich recyceln [5]. PVC-Beläge können mit einer PU-/PUR-Vergütung versehen sein, die die Strapazierfähigkeit erhöhen.
Er wurde 1954 von Giulio Natta entwickelt. Dieser Kunststoff ist reibungsfest, relativ hart und dauerbiegefest, er übersteht viele Millionen Biegungen, ohne zu brechen, ein Beispiel ist die Zahnspangendose. Aus diesem Kunststoff werden beispielsweise Haushaltsgeräte, Spielzeug und Lebensmittelverpackungen hergestellt.
Die Elastizität von Polyurethanen kann stark variieren, es wird sowohl in fester, wie in elastischer Form hergestellt. Hergestellt wird es seit 1941. Aufgeschäumtes, flexibles Polyurethan wird für Kissen, Matratzen und Haushaltsschwämme verwendet. Wichtiges Anwendungsgebiet für hartes Polyurethan ist die Möbel- und Autoindustrie.
PET gehört zur Familie der → Polyester und wurde 1941 in den USA entwickelt. Wichtigstes Anwendungsgebiet ist die Herstellung von PET-Flaschen. PET wird ab einer Temperatur von 74 °C weich, weshalb man keinen heißen Tee in eine PET-Flasche gießen sollte.
PBT gehört, genau wie Polyethylenterephthalat (PET), zu den → Polyestern und hat ähnliche Eigenschaften wie PET. Allerdings ist PBT deutlich hitzebeständiger, denn es hält auch dauerhaft Temperaturen von maximal +140 °C aus. Aus PBT werden insbesondere feinmechanische Bauteile für Geräte gefertigt, wie beispielsweise feinmechanische Zahnräder, Steuerscheiben oder Nocken. Aber auch der Besatz von Spezialbürsten für lebensmittelverarbeitende Betriebe wird aus PBT hergestellt.
Auch bekannt unter dem Markennamen Teflon. Es handelt sich um eine
Antihaftbeschichtung von Kochgeschirr. Diese Beschichtung kann leicht
zerkratzen, deshalb sollte man für die Arbeit mit teflonbeschichtetem
Kochgeschirr immer Kunststoff oder Holzgegenstände (z. B. Pfannenwender)
verwenden.
Polytetrafluorethylen ist wärme-, kälte- und chemikalienbeständig.
Außerdem ist dieser Kunststoff nicht brennbar, setzt aber laut
Bundesinstitut für Risikobewertung ab einer Temperatur von 360 °C
für den Menschen giftige Dämpfe frei ( zum Artikel).
Auf der Suche nach einem Ersatz für Erdöl wurden Kunststoffe aus
nachwachsenden Rohstoffen, wie beispielsweise Stärke, Cellulose oder
Milcheiweiß entwickelt.
Die Produktvielfalt ist mittlerweile sehr groß: Neben
Verpackungsmaterialien werden auch Unterhaltungselektronik, Konsumgüter
sowie Haushaltsgeräte und Produkte für Landwirtschafts- und Gartenbau
aus Biokunststoff hergestellt. Aus Bio-Polyethylen
sind Einkaufstüten und Flaschen. Die Produkte sind ebenso haltbar wie
solche, die aus Erdöl stammen, und lassen sich auch genauso recyceln.
Bio-Polyethylen wird aus Ethanol hergestellt, das ebenso wie der
Treibstoff aus Pflanzen, z. B. Zuckerrohr, gewonnen wird. Ein anderer
Biokunststoff ist Polymilchsäure, auch Polylactide
(PLA), das durch Bakterien produziert wird, die mit Maisstärke gefüttert
werden. Aus PLA werden Einkaufstüten und Joghurtbecher hergestellt. Der
gebräuchlichste Biokunststoff ist thermoplastische Stärke
(TPS). Er besteht neben Stärke aus natürlichen Weichmachern und Glycerin
oder Sorbitol und wird z. B. für die Herstellung von Folien,
Müllbeuteln, Tragetaschen und Verpackungschips verwendet.
Als Rohstoff zur Kunststoffproduktion dient auch das
Milchprotein Kasein. Galalith wird seit 1897 produziert und
beruht auf dem Wissen aus dem 16. Jahrhundert. Kunststoff aus
Kasein (→ Protein)
lässt sich bei verhältnismäßig geringen Temperaturen herstellen und kann
zu unterschiedlichen Produkten mit verschiedenen Eigenschaften
verarbeitet werden. Die Kunststoffe sind färbbar, wirken antibakteriell
und sind selbstlöschend. Im September 2019 erhielt Lucy Hughes den James Dyson award für ihre Erfindung einen biologisch abbaubaren Kunststoff aus Fischhaut, Schuppen und Rotalgen herzustellen [3, 4].
Nicht jeder Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen ist auch
biologisch abbaubar. Wie in der Studie:
"Untersuchung der Umweltwirkungen von Verpackungen aus
biologisch abbaubaren Kunststoffen" nachzulesen waren weltweit bis
zum Jahr 2010 der überwiegende Teil der Biokunststoffe biologisch
abbaubar, bis zum Jahr 2015 wird erwartet, dass die Biokunststoffe
mehrheitlich nicht biologisch abbaubar sein werden.
In vielen Kosmetikartikeln wie Duschgel, Zahnpasta oder
Peeling-Produkten sind sogenannten „Mikroperlen“ enthalten, die in der
Regel aus Kunststoff sind. Wie die Stadtwerke Essen schreiben, können
diese Kleinstpartikelchen meist nicht ausreichend aus dem Abwasser
herausfiltert werden [1]. Da hilft es nur, sie von vornherein zu
vermeiden. Bei den Inhaltsstoffen verbergen sich die Kunststoffe - in
fester, flüssiger, gel- oder wachsartiger Form- hinter den folgenden
Bezeichnungen: Acrylates/C10-30, Alkyl Acrylate Crosspolymer,
PEG/PPG-17/18-Dimethicone, Cyclopentasiloxane oder Polyquaternium-68 [2].
Der BUND hat einen Einkaufsratgeber „Mikroplastik“ veröffentlicht, damit
Mikroplastik nicht in unsere Gewässer und am Ende in unsere Lebensmittel
gelangt.
BUND-Einkaufsratgeber (2019):
Mikroplastik und andere Kunststoffe in Kosmetika.
Abbildung 1: Deklaration Mikroplastik
Kunststoffe sind empfindlich gegenüber abrasiven (kratzenden) → Reinigungsmitteln, wie Scheuermilch oder –pulver; durch sie wird die Oberfläche aufgeraut und beschädigt. Verschmutzungen von Kunststoffoberflächen können mit Wasser, das mit etwas Allzweckreiniger oder Spülmittel versetzt ist, und weichen → Tüchern entfernt werden. Bei hartnäckigen Flecken sollte man zuerst probieren, ob sie sich mit einem → Schmutzradierer entfernen lassen, bevor man zu speziellen Kunststoffreinigern greift. Für Fensterrahmen und Türen aus Kunststoff sollten die Empfehlungen der Hersteller beachtet werden. Farbige Flecken sollten möglichst sofort entfernt werden, da sie schnell in die Oberfläche eindringen und dann Verfärbungen hinterlassen.
PVC-Böden werden durch → Kehren oder → Saugen von grobem Schmutz befreit. Für das Entfernen von lose aufliegendem Schmutz können auch Vliestücher oder ein → Breitwischgerät mit trockenem Wischbezug verwendet werden (→ staubbindendes Wischen). → Nasses Wischen der Bodenbeläge ist möglich. Da PVC Fußbodenbeläge gegenüber Alkalien widerstandsfähig sind, kann mit neutralen und alkalischen Reinigungsmitteln gewischt werden. PVC-Beläge sind empfindlich gegenüber lösemittelhaltigen Reinigungs- und Pflegemitteln, zum Beispiel Aceton, Parkettgrundreiniger, Wachskehrspäne, Wachscleaner etc. Säuren können zu Farbveränderungen führen. Verschmutzungen aus ölverwandten Stoffen (wie zum Beispiel Schuhcreme) müssen sofort entfernt werden, weil sie sonst in den Belag eindringen und Flecken hinterlassen.
Eine Grundreinigung mit einer → Einscheibenmaschine und einem geeigneten Grundreiniger ist möglich. Der Grundreiniger wird nach den Herstellerangaben → verdünnt und anschließend auf dem Boden verteilt. Je nach Produkt muss der Reiniger einige Zeit einwirken, bevor mit der Reinigung mit der Einscheibenmaschine begonnen werden kann. Die Pads dürfen nicht zu stark abrasiv sein, maximal dürfen rote oder braune Pads verwendet werden. Damit nach der Grundreinigung die Oberfläche wieder geschlossen wird, muss eine Ersteinpflege durchgeführt werden.
Chemisches und
Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe: Untersuchung von Mikroplastik in Lebensmitteln und
Kosmetika, 15. Januar 2018
[1] Stadtwerke Essen AG: So kann das Trinkwasser geschützt werden. Zugriff am 17.06.2018
[2] Greenpeace e. V.: Die Gefahr im Kleingedruckten. Zugriff am 18.06.2018
[3] University of Sussex (2019): Scale of the problem: How fish skins and algae could help solve the plastic pollution crisis. Zugriff am 7.10.2019
[4] Guardian News and Media Limited (2019): Scaling back: graduate invents plastic alternative from fish waste. Zugriff am 7.10.2019
[5] Baunetz_Wissen_: Fachwissen PVC. Zugriff am 18.08.2022
Deutsches
Kunststoffmuseum
Kunststoffe in der Küche, FU-Berlin
Wikipedia zum Thema Kunststoff,
gesichtet am 17.7.2010
Kunststoffe zum Kennenlernen: Polyurethan, FU-Berlin
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
(2005): Ausgewählte Fragen und Antworten zu Koch- und
Bratgeschirr mit
Antihaftbeschichtung. Zugriff am 23.8.2016
European Bioplastics
Umweltbundesamt: Biologisch
abbaubare Kunststoffe. 2009
Eigenschaften: Polybutylenterephthalat
(PBT). Kern GmbH, Technische Kunststoffteile
Beschreibung: Polybutylenterephthalat
(PBT). Kern GmbH, Technische Kunststoffteile
Spezialbürsten: Staubmagnete.
haug bürsten e.K.
Hüthig GmbH (2014): Biokunststoff aus Milchprotein. Elastisch wie Gummi
und heimkompostierbar. Zugriff am 17.06.2018
Theo Besgen (2015): Biokunststoff.
Gestern – Heute – Morgen. Zugriff am 17.06.2018
Umweltbundesamt: "Zukunftsmarkt Biokunststoffe", 2007
Lutz, Praxisleitfaden Gebäudereinigung, 2008
Lutz, Praxisleitfaden Gebäudereinigung, 2014
Katrin Blawat: Biomaterialien - Plastik vom Acker, Süddeutsche Zeitung
vom 04.01.2012