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Der Mensch benötigt Iod für die Bildung von Schilddrüsenhormonen. Diese
steuern wichtige biochemische Reaktionen. Schilddrüsenhormone
beeinflussen den Aufbau der Knochen (→ Kalzium), die Entwicklung des Gehirns bei Embryos und Kleinkindern sowie den Energiestoffwechsel. In der Nahrung kommt Iod
in verschiedenen chemischen Formen vor: in erster Linie Iodid (I-)
aber auch Iodat (IO3-).
Deutschland zählte lange Zeit zu den Iodmangelregionen. Iodmangel kann
verschiedene Iodmangelkrankheiten (engl. Iodine Deficiency Disorders
[IDD]) zur Folge haben. Eine ist die Ausbildung eines Kropfes (
Kropf in der Wikipedia).
Iod kann mit der Nahrung und dem Trinkwasser zugeführt werden; wie viel
Iod aufgenommen wird, liegt an den geografischen Gegebenheiten und an
den Nahrungsgewohnheiten. Zwar sind Meeresfrüchte eine gute
Nahrungsquelle für Iod, sie werden in Deutschland aber nur selten
gegessen. Heimische pflanzliche Lebensmittel enthalten nur geringe
Mengen Iod, weil in deutschen Böden wenig Iod enthalten ist. Eine
Unterversorgung mit Iod ist keinesfalls nur ein deutsches Problem. Von
den 2 Milliarden Menschen, die nach Aussage der WHO 2004 weltweit
gefährdet waren an Iodmangel zu leiden, lebten schätzungsweise 20 %
in Europa.
Um einem Iodmangel in der Bevölkerung vorzubeugen, führte die Schweiz
1922 als erstes europäisches Land iodiertes Speisesalz (→ Salz) ein, es dauerte allerdings bis
1952, bis auch im letzten Kanton die Iodierung erlaubt wurde. In ihrem
Bericht "Iodine deficiency in Europe: A continuing public health
problem" von 2007 stellte die WHO fest, dass inzwischen über 90 %
der Schweizer Haushalte iodiertes Speisesalz verwenden. In Deutschland
wurde iodiertes Speisesalz 1981 eingeführt. Indirekt findet eine
Iodanreicherung über die Iodierung von Futtermitteln statt, so erhöht
sich auch der Iodgehalt von Milch, Milchprodukten, Eiern und Fleisch.
Durch diese Maßnahmen hat sich der Iodkonsum deutlich erhöht. Bei
Kindern und Jugendlichen hat sich die durchschnittliche Versorgung mit
Iod in Deutschland verbessert, liegt aber immer noch am unteren Ende der
von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Spanne (
Jodversorgung in Deutschland Ergebnisse des
Jodmonitorings im Kinder und Jugendgesundheitssurvey [KiGGS],
2007).
Die Absorptionsrate von Iodid im Darm ist sehr hoch und liegt bei fast 100 %. Im Blut wird freies Iodid transportiert. Etwa die Hälfte des im Körper vorhandenen Iodids von 10-20 mg befindet sich in der Schilddrüse, die verbleibende Hälfte ist innerhalb der Zellen Intrazellulärraum). Nur ein minimaler Teil liegt außerhalb der Zellen (Extrazellulärraum) vor.
Vermindert wird die Verfügbarkeit im Körper durch nitratreiche Nahrung und kropfbildende (goitrogene) Substanzen, vor allem Glucosinolate. Bestimmte Abbauprodukte der Glucosinolate konkurrieren mit Iod um die Einlagerung in die Schilddrüse. Das kann eine Unterversorgung der Schilddrüse mit Iod zur Folge haben. Die Bedeutung wird aber als relativ gering eingeschätzt, weil für die Entstehung eines Kohlkropfes über längere Zeiträume zu wenig Iod aufgenommen und täglich mindestens 400 g Weißkohl, 2 kg Chinakohl oder 2,8 kg Rettich verzehrt werden müssen. Andere goitrogene Glucosinolate hemmen direkt die Synthese von Schilddrüsenhormonen. Das in Zigarettenrauch vorkommende Thiocyanat hemmt die Iodidaufnahme in die Schilddrüse.
Glucosinolate sind schwefelhaltige Moleküle, die aus Aminosäuren gebildet werden. Sie kommen unter anderem in Senf, Kresse, Meerrettich sowie Kohlgemüsearten vor und sind dort für ihren typischen Geschmack verantwortlich. In erster Linie findet man sie in Pflanzen der Familie der Kreuzblütler (Cruciferae). Zwar finden sich in 100 g frischem Brokkoli 50-100 mg Glucosinolate, der Glucosinolatgehalt von Kohlgemüsearten verringert sich aber durch Erhitzen um 35 bis 60 %. |
Gute Nahrungsquellen für Iod sind Algen wie Seetang und Meeresfrüchte (→ Seefisch und Schalentiere). Besonders hoch ist der Iodgehalt in getrockneten Algen- und Seetangprodukten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat Iodmengen zwischen 5 und 11.000 mg/kg Trockengewicht gefunden, wobei der Gehalt zwischen den einzelnen Algenarten stark schwankt.
Lebensmittel | Iodgehalt in μg pro 100 g |
---|---|
Meeresalgen (1) | 1.600 - 298.400 |
Deutsches Iodsalz (2) | 1.500 - 2.500 |
Kabeljau (3) | 229 |
Miesmuschel (3) | 150 |
Seelachs (Köhler) (3) | 119 |
Nordseegarnele (3) | 91 |
Fischstäbchen (1) | 63,5 |
Auster (3) | 58 |
Rotbarsch (3) | 35 |
Hühnerei (Gesamtei-Inhalt) (3) | 9,4 |
Rindfleisch - reines Muskelfleisch (3) | 5,4 |
Edamerkäse 40 % Fett i. Tr. (3) | 5,0 |
Schweinefleisch - reines Muskelfleisch (3) | 4,5 |
Goudakäse 45 % Fett i. Tr. (3) | 3,6 |
Kuhmilch (3) | 2,7 |
Kalbfleisch - reines Muskelfleisch (3) | 2,5 |
Quellen: (1) Dietary Supplement Fact Sheet: Iodine,
Office of Dietary Supplements, National Institutes of Health
(2) BfR: FAQ Jodversorgung in Deutschland wieder rückläufig - Tipps für eine gute Jodversorgung, 2021
(3) Souci / Fachmann / Kraut.: Die Zusammensetzung der Lebensmittel, Nährwert-Tabellen, 2024
Die Verzehrempfehlungen, die von den verschiedenen wissenschaftlichen Gremien gegeben werden, weichen in der Altersgruppe zwischen einem Jahr bis in das Erwachsenenalter nicht wesentlich voneinander ab. Auch für Schwangerschaft und Stillzeit sind die Empfehlungen der WHO mit 250 μg täglich auf einem ähnlichen Niveau, wie die Referenzwerte der DGE und des National Institutes of Health. Die Empfehlungen für Säuglinge allerdings liegen mit 110 und 130 μg/Tag in den USA deutlich oberhalb der europäischen und der von der WHO empfohlenen Mengen. Laut der „DEGS-Studie zur Jodversorgung von Erwachsenen in Deutschland“ aus dem Jahr 2015 lag die errechnete Jodzufuhr von Männer bei 126 μg/Tag und von Frauen bei 125 µg/Tag [7].
Deutschland und Österreich [5]
Alter | Deutschland / Österreich μg/Tag |
---|---|
0 – unter 4 Monate | 80 |
4 – unter 12 Monate | 80 |
1 – 3 Jahre | 90 |
4 – 6 Jahre | 90 |
7 – 9 Jahre | 120 |
10 – 12 Jahre | 120 |
13 – 14 Jahre | 150 |
15 – 50 Jahre | 150 |
51 und älter | 150 |
Schwangere | 220 |
Stillende | 230 |
Alter | Schweiz / WHO μg/Tag |
---|---|
Säuglinge – 4 Jahre | 90 |
5 – 11 Jahre | 120 |
ab 12 Jahre und Erwachsene | 150 |
Schwangere | 250 |
Stillende | 250 |
Das US amerikanische Institute of Medicine gibt folgende Verzehrempfehlungen (Recommended Dietary Allowances, RDAs) für Iod:
Säuglinge
0 – 6 Monate: 110 μg/Tag (ausreichende Zufuhr [Adequate Intake])
7 – 12 Monate: 130 μg/Tag (ausreichende Zufuhr [Adequate Intake])
Kinder
1 – 8 Jahre: 90 μg/Tag
9 – 13 Jahre: 120 μg/Tag
Jugendliche/Erwachsene
14 – 18 Jahre: 150 μg/Tag
19 Jahre und älter: 150 μg/Tag
Schwangere Frau: 220 μg/Tag
Stillende Frau: 290 μg/Tag [2]
Der Britische National Health Service (NHS) empfiehlt für Erwachsene eine tägliche Iod-Aufnahme von 0,14 mg (140 μg) [1].
In mehr als 70 Ländern wird Salz iodiert. In den USA enthält 1 g Salz 45 μg Iod, während für Salz in Deutschland eine Höchstmenge von 15-25 mg Iod pro Kilogramm (15-25 μg Iod/g) festgelegt wurde. Für Futtermittel gilt seit 2006 eine Iodkonzentration von 5 mg/kg für Milchkühe und Legehennen [8]. Viele Multivitamin- und Mineralstoffpräparate enthalten Iod in Form von Kaliumiodid oder Natriumiodid.
Bei Iodmangel fängt die Schilddrüse an zu wachsen und versucht so den
Iodmangel zu kompensieren. Es bildet sich ein Kropf (Struma). Iodmangel
bzw. Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) in der Schwangerschaft
kann zu kindlichen Entwicklungsstörungen führen (Kretinismus). Folgen
sind Entwicklungsverzögerung und Schädigung insbesondere des zentralen
Nervensystems (geistige Behinderungen) und anderer Organe sowie
Störungen des Knochenwachstums. Eine ausreichende Versorgung mit Iod
wird über den Nachweis von Iod im Urin festgestellt. Eine optimale
Versorgung liegt laut Beurteilungskriterien der WHO bei einer
Iodausscheidung zwischen 100 und 200 μg/l (
Jodversorgung in Deutschland Ergebnisse des Jodmonitorings im Kinder und Jugendgesundheitssurvey [KiGGS],
2007). Nach der Studie lag bei 4 % der Jugendlichen ein Iodüberschuss vor.
Inzwischen gibt es kritische Stimmen, die befürchten, dass durch die
Iodanreicherung einzelne Menschen zu viel Iod konsumieren. Das
Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und
Veterinärmedizin hat am 5. Dezember 2001 dazu eine Stellungnahme (
Jodanreicherung von Lebensmitteln in Deutschland,
2001) veröffentlicht. Darin heißt es, dass durch den Verzehr von sehr
iodreichen Meeresalgen die Gefahr einer zu hohen Iodaufnahme besteht.
Um einer Gefährdung durch Eier und Milch vorzubeugen, wurde die
zulässige Höchstmenge bei der Iodierung von Futtermitteln für Milchkühe
und Legehennen von 10 auf 5 mg/kg Mischfutter halbiert. Es hatte
sich herausgestellt, dass beim Ausschöpfen der bis dahin zulässigen
Höchstmenge der Iodgehalt von Eiern und Milch den Wert von
1000 μg/kg überschreiten kann ( Zur Jodanreicherung in Lebensmitteln tierischer Herkunft, 2006).
Grundsätzlich ist es so, dass gesunde Menschen, deren Schilddrüse
ausreichend mit Iod versorgt ist, höhere Iodmengen ohne Nebenwirkungen
tolerieren, als Personen, die in der Vergangenheit an Iodmangel litten.
Um auch empfindliche Verbraucher vor einer Überdosierung mit Iod zu
schützen, wurden in Europa niedrigere Höchstmengen (Tolerable upper
intake level) für die tägliche Iodzufuhr festgelegt.
Der Konsum zu hoher Iodmengen kann zu einer vorübergehenden Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) führen. Durch das Überangebot an Iod wird die Synthese von Schilddrüsenhormonen gehemmt (Wolff-Chaikoff-Effekt) [3].
Alter | European Commission / Scientific Committee on Food – SCF μg/Tag (1) |
Institute of Medicine (IOM) in den USA μg/Tag (1) |
D-A-CH μg/Tag (2) |
---|---|---|---|
1 – 3 Jahre | 200 | 200 | < 500 |
4 – 6 Jahre | 250 | 300 | |
7 – 10 Jahre | 300 | 300 | |
11 – 14 Jahre | 450 | 300 | |
15 – 17 Jahre | 500 | 900 | |
Erwachsene | 600 | 1100 |
Quellen: (1) Iodine deficiency in Europe: A continuing public health problem, WHO 2007, S. 17
(2) Zur Jodanreicherung in Lebensmitteln tierischer Herkunft, Ernährungs-Umschau 53 (2006), S. 17
Arbeitskreis Jodmangel - Frankfurt. Zugriff am 16.05.2025
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2025): Ausgewählte Fragen und Antworten zu Jod. Zugriff am 10.09.2025
Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (2025): Wenn Salz, dann Jodsalz. Zugriff am 10.09.2025
[1] National Institutes of Health. Office of Dietary Supplements (Hrsg.): Fact Sheet for Health Professionals: Iodine. Letzte Überprüfung: 05.11.2024
[2] NHS (Hrsg.): Vitamins and minerals - Iodine. Letzte Überprüfung 03.08.2020
[3] Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, 267. Auflage, 2017
[4] Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV (2018): Empfehlungen zu Jod. Zugriff am 10.09.2025
[5] Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, Referenzwerte der DGE, ÖGE: Jod. Zugriff am 10.09.2025
[6] WHO Secretariat, Andersson M, de Benoist B, Delange F, Zupan J. Prevention and control of iodine deficiency in pregnant and lactating women and in children less than 2-years-old: conclusions and recommendations of the Technical Consultation. Public Health Nutr. 2007 Dec;10(12A):1606-1611. Zugriff am 10.09.2025
[7] Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (Hrsg.) (2025): Jodversorgung in Deutschland: Ergebnisse des Jodmonitorings bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Zugriff am 10.09.2025
[8] Informationsdienst Wissenschaft e. V. (idw) (2006): Bessere Jodversorgung durch Milch. Zugriff am 10.09.2025
Institute of Medicine. Food and Nutrition Board. Dietary Reference Intakes for Vitamin A, Vitamin K, Arsenic, Boron, Chromium, Copper, Iodine, Iron, Manganese, Molybdenum, Nickel, Silicon, Vanadium and Zinc. Washington, DC: National Academy Press, 2001
Editors: Maria Andersson ... [et al.]: Iodine deficiency in Europe: A continuing public
health problem, World Health Organization, Published jointly with Unicef 2007
M. Thamm, U. Ellert, W. Thierfelder, K.-P. Liesenkötter, H. Völzke: Jodversorgung in Deutschland Ergebnisse des
Jodmonitorings im Kinder und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS), 2007
G. Flachowsky, F. Schöne, G. Jahreis: Zur Jodanreicherung in Lebensmitteln tierischer
Herkunft. Ernährungs-Umschau 53 (2006), S. 17–21
R. Großklaus, G. Jahreis: Universelle Salzjodierung für Mensch und Tier. Ernährungs-Umschau 51 (2004) S. 138–143
Bernhard Watzl (2001): Glucosinolate. Ernährungs-Umschau 08/01
Bundesinstituts für gesundheitlichen
Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV): Jodanreicherung von Lebensmitteln in Deutschland,
Stellungnahme des BgVV vom 5. Dezember 2001
Bundesinstitut für Risikobewertung (Hrsg.)
(2007): Gesundheitliche Risiken durch zu hohen Jodgehalt in
getrockneten Algen. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 026/2007 des BfR vom 22. Juni 2004
Souci, S.W. / Fachmann, W. / Kraut, H.: Food Composition and Nutrition Tables - Die Zusammensetzung der Lebensmittel, Nährwert-Tabellen - La composition des aliments Tableaux des valeurs nutritives. 2024
Prof. Dr. Ibrahim Elmadfa: Ernährungslehre, 2. Auflage, 2009
Hans Konrad Biesalski, Peter Grimm, Susanne Nowitzki-Grimm: Taschenatlas
Ernährung, 7. Auflage, 2017