Sie befinden sich hier: Startseite > Ernährung > Esskultur
"Das Tier frisst, der Mensch isst, allein ein kultivierter Mensch
versteht zu speisen."
Anthelme Brillat-Savarin
Wir essen nicht nur, um bestimmte Nährstoffe und ausreichend Energie zu uns zu nehmen. Essen ist Genuss und Gemeinschaft: kaum eine Feier, bei der nicht gemeinsam getafelt wird.
Mahlzeiten unterscheiden sich im Tagesverlauf: In Deutschland ist es üblich, morgens und abends eine kalte und mittags eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen. Letztere kann z. B. aufgrund von Berufstätigkeit auch auf den Abend verschoben werden. Viele Menschen verzehren zusätzlich noch ein oder mehrere Zwischenmahlzeiten. Zu anderen Zeiten wurde deutlich seltener gegessen. So war es im 14. Jahrhundert in England üblich, morgens zwischen neun und zehn Uhr das Mittagessen und nachmittags um fünf Uhr das Abendessen einzunehmen. Ein altes französisches Sprichwort aus der Zeit besagt:
"Lever a cinq, diner a neuf,
Souper a cinq, coucher a neuf,
Fait vivre d'ans nonante et neuf."
Aufstehen um fünf, Mittagessen um neun,
Abendessen um fünf, schlafen um neun,
Lässt einen leben bis 90 und neun.
Durch den Verzicht auf Nahrung wird zu Demut, Buße und innerer Einkehr
aufgerufen. Fastenbräuche gibt es in allen großen Weltreligionen. Im
Christentum ist die Fastenzeit eine Vorbereitung auf Ostern, am
jüdischen Fastentag Tischa
beAv wird an zurückliegende tragische Ereignisse erinnert. Das
Fasten im Monat Ramadan gehört zu den fünf Säulen des → Islam und in
Nordindien begehen Hindus und einige Sikhs das Fest
Karva Chauth. An diesem Tag fasten die Ehefrauen
für die Sicherheit und ein langes Leben ihrer Ehemänner.
Die Kulturen unterscheiden sich darin, wie die Mahlzeiten zu sich
genommen, welche Lebensmittel gegessen und wie sie zubereitet werden. In
vielen Religionen wird auf manche Lebensmittel verzichtet oder auch eine
bestimmte Zubereitungsart vorgeschrieben. Lebensmittel können Symbol
oder Segnung sein. Und es gibt mehr als eine Kultur, in der mit einem
Ritual für das tägliche Mahl gedankt wird; denn die Zeiten, in denen die
Menschen nicht ausreichend zu essen hatten, waren zahlreicher als jene,
in denen Essen im Überfluss zur Verfügung stand.
Tischa
beAv, Jüdisches Leben Berlin
Wikipediaeintrag zum Thema: Karva
Chauth (englisch), aufgerufen am 13.2.2013 um 20:37 Uhr
Margot Rößler-Hartmann: Esskultur - eine zentrale Kategorie der
Nahrungszubereitung, Haushalt in Bildung und Forschung, Heft
4/2012, S. 99-107
Pater K. Saum OSB, Dr. J. G. Mayer, Dr. med A. Witasek: Heilkraft der
Klosterernährung - vorbeugen, behandeln, heilen, 2008
Marjorie & C. H. B. Quennell, A History of Everyday Things in
England, Volume I 1066-1499, 1918