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Reinigen ist das Entfernen von unerwünschten
Substanzen, z. B. Lebensmittelreste oder Schmutz, von Oberflächen,
Geräten oder Vorrichtungen, ebenso wie das Beseitigen von
Verschmutzungen in Räumen. Desinfektion bedeutet
Mikroorganismen durch Abtöten, bzw. Inaktivieren oder Entfernen auf
ein solches Maß zu reduzieren, dass von ihnen keine Gefahren für
Menschen mehr ausgehen können. Desinfiziert werden kann chemisch oder
physikalisch. Bevor eine Oberfläche desinfiziert werden kann, muss sie
gründlich gereinigt werden.
Davon abzugrenzen ist die Sterilisation, die
bedeutet, etwas vollständig keimfrei zu machen.
Deutschland: Liste der vom Robert Koch-Institut
geprüften und anerkannten Desinfektionsmittel und -verfahren kann als
PDF-Datei heruntergeladen werden Liste der vom Robert Koch-Institut geprüften und anerkannten Desinfektionsmittel und -verfahren (Stand: 31. Oktober 2017).
Eine weitere Desinfektionsmittel-Liste wird vom Verbund für angewandte
Hygiene e. V. (VAH) herausgebracht. Seit dem 1.1.2018 steht die
VAH-Desinfektionsmittelliste kostenlos online zur Verfügung.
( https://vah-online.de/de/).
Für den Lebensmittelbereich gibt es eine
Desinfektionsmittelliste der Deutschen
Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG), die ebenfalls als
PDF-Datei zur Verfügung steht.
IHO-Desinfektionsmittelliste, herausgegeben durch den Industrieverband
Hygiene und Oberflächenschutz (IHO). Zugriff am 13.04.2023
Österreich: Expertisenverzeichnis der Österreichischen
Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP). Zugriff am 13.04.2023
Schweiz: Desinfektionsmittel,
Bundesamt für Gesundheit BAG. Zugriff am 13.04.2023
→ Informationen zur Reinigung und Pflege von Räumen
→ Händedesinfektion
Für die Anwendung von Desinfektionsmitteln gibt es verschiedene Einsatzgebiete: 1) Haut- und Händedesinfektion, 2) Desinfektion von Gegenständen / Instrumenten, 3) Desinfektion von Flächen und der Raumluft und 4) Desinfektionswaschverfahren sowie die Desinfektion von Ausscheidungen [7].
Eingesetzt werden unter anderem:
Bei der Wahl des Desinfektionsmittels ist nicht nur das
Anwendungsgebiet, sondern auch die Art der Mikroorganismen
ausschlaggebend. Das Robert Koch-Institut hat eine Einteilung in vier
Wirkungsbereiche eingeführt, die jeweils mit einem Großbuchstaben
bezeichnet werden. So können Bakterien, Mykobakterien, Pilze und
Pilzsporen (A) mit anderen Mitteln abgetötet werden als Viren (B) oder
Sporen des Milzbranderregers (C) oder Sporen der Erreger von Gasödem und
Wundstarrkrampf (D).
Bei der Verwendung von Desinfektionsmittel sind die Konzentration und
die Einwirkzeit zu beachten. Die Anforderungen an Desinfektionsmittel
sind durch die DIN EN 14885 "Chemische Desinfektionsmittel und
Antiseptika - Anwendung europäischer Normen für chemische
Desinfektionsmittel und Antiseptika" geregelt.
Zu den physikalischen Verfahren zählen: Verbrennen, Dampfdesinfektionsverfahren, Auskochen, Spülen mit heißem Wasser, Pasteurisieren, Ultrahocherhitzen, thermische und chemo-thermische Waschverfahren (→ Informationen zur Wäschedesinfektion), Bestrahlung, keimfreie/keimarme Filtration.
Hier sind die Höhe der Temperatur und die Einwirkzeit ausschlaggebend. So können beim Auskochen (100 °C) bei einer Einwirkungszeit von mindestens 3 Minuten sowohl Bakterien, Mykobakterien, Pilze und Pilzsporen (A) abgetötet sowie Viren (B) inaktiviert werden. Für die wirkungsvolle Abtötung der Sporen des Milzbranderregers (C) sind mindestens 15 Minuten notwendig [11].
Nach der Lebensmittelbestrahlungsverordnung dürfen in Deutschland nur getrocknete aromatische Kräuter und Gewürze mit Elektronen-, Gamma- und Röntgenstrahlen behandelt werden. Die Gewürze müssen mit der Angabe "bestrahlt" oder "mit ionisierenden Strahlen behandelt" gekennzeichnet werden [10].
Laut Lebensmittelbestrahlungsverordnung ist die Bestrahlung mit ultravioletten Strahlen zur Entkeimung von Trinkwasser, für die Oberfläche von Obst- und Gemüseerzeugnissen und für Hartkäse bei der Lagerung (→ Konservierung von Lebensmitteln) erlaubt [10]. UV-Strahlen töten lediglich Mikroorganismen, die der direkten Strahlung ausgesetzt sind; die Strahlung dringt nur wenig in Oberflächen ein. Für den Einsatz im Krankenhaus ist das Desinfektionsverfahren nicht zugelassen. Darüber hinaus wird UV-Strahlung für die Desinfektion von Schwimmbeckenwasser und die Raumluftdesinfektion eingesetzt. Die Wirkungsweise ist abhängig von der Bestrahlungsstärke und der Bestrahlungszeit. Bei der Desinfektion der Raumluft muss das Gerät an die Größe des Raumes angepasst sein. Um ein Abtöten der Mikroorganismen zu gewährleisten muss die Luft oft genug und ausreichend langsam an der UV-C-Quelle vorbeiströmen [7, 8].
Mikroorganismen werden durch Filtration aus Flüssigkeiten und Gasen entfernt. Je nachdem wie groß die Poren in den Filtern sind, können Bakterien, Sporen oder Viren zurückgehalten werden.
Mit bloßem Auge lässt sich das Reinigungsergebnis beurteilen. Sind auf den Oberflächen, in Ecken, Fugen oder Rillen noch Verunreinigungen zu erkennen? Ist die Oberfläche streifenfrei und keine Reinigungsmittelrückstände mehr zu erkennen?
→ Proteine übernehmen wichtige Funktionen in lebenden Zellen. Der Nachweis deutet auf organische Rückstände oder auch Substanzen hin, die Allergien und Unverträglichkeiten auslösen können (→ Lebensmittelkennzeichnung). Eine Möglichkeit des Proteinnachweises ist der Schnelltest mit Clean Card® PRO. Bei dieser Methode wird die zu prüfende Oberfläche mit sauberem Wasser angefeuchtet, anschließend mit der Clean Card (Abbildung 1) darüber gerieben und danach 30 sec. gewartet.
Abbildung 1: Clean Card
Sind Proteine auf der Oberfläche vorhanden, verfärben sich die Felder auf der Clean Card von blass-gelb in grün oder blau. Durch den Vergleich der Farbe von der Clean Card mit der beiliegenden Farbkarte, kann das Reinigungsergebnis überprüft werden (Abbildung 2).
Abbildung 2: Beurteilung des Reinigungsergebnisses
Eine erste Farbreaktion (gelber Smiley) tritt nach Aussage des Herstellers bei Proteinmengen zwischen 25-50 μg/100 qcm auf [5]. Einige Rückstände von Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln führen ebenfalls zu einem Farbumschlag. Es liegt bei einem gelben Smiley im Ermessen der Einrichtung, ob eine weitere Nassreinigung oder Nachspülen durchgeführt wird. Beispiele für andere Proteintests sind: „Easy Check®“ der Firma Transia und „AccuClean®“ der Firma Neogen. Diese Tests beruhen auf der Biuret-Reaktion, bei der Proteine mit einer alkalischen Lösung mit Kupfer reagieren [2]. Der entstandene Komplex färbt die Lösung violett [3].
Mit diesem Test können organische Rückstände auf Oberflächen nachgewiesen werden. NAD (Nicotinamidadenindinukleotid) und NADH sowie die Phosphate NADP und NADPH (Nicotinsäureamid-Adenin-Dinukleotid-Phosphat) sind in allen lebenden Zellen vorhanden, also auch in Mikroorganismen sowie Lebensmitteln. Der Nachweis wird durch einen Farbumschlag eines Teststäbchens oder Teststreifen erbracht.
ATP ist ein wichtiger Energielieferant in der Zelle. Durch den Nachweis von ATP können Rückschlüsse auf die Existenz organischer Substanzen gezogen werden. Erstmals kam das ATP-Biolumineszenzverfahren in den sechziger Jahren zum Einsatz. Es diente Wissenschaftlern der NASA dazu Leben auf anderen Planeten nachzuweisen [1]. Bei der Methode wird Luciferin des Leuchtkäfers durch das Enzym Luciferase oxidiert. Das ATP liefert die Energie für diese Reaktion. Dabei wird Licht abgestrahlt, das mit einem entsprechenden Messgerät (Luminometer) gemessen werden kann. Die Ergebnisse der Messungen können durch Rückstände von Desinfektionsmitteln beeinflusst werden [1].
Bei dem Verfahren wird mithilfe von Tupfern die zu prüfende Oberfläche abgewischt. Hierbei können ein trockener Tupfer (Einfachtupferverfahren, semiquantitativ) oder zwei Tupfer, von denen einer befeuchtet und einer trocken ist (Nass-Trockentupfer-Technik, quantitativ), verwendet werden. Nach dem Abstrich mit beiden Tupfern, wird bei der Nass-Trockentupfer-Technik der Inhalt der Tupfer in eine sterile Verdünnungslösung übertragen. Darüber hinaus kann eine Verdünnungsreihe hergestellt werden. Mit der Lösung wird ein Nährmedium beimpft und danach im Wärmeschrank bebrütet (Inkubation). Durch die Wärme vermehren sich die Mikroorganismen schneller (→ Gefahren für Lebensmittel). Nach der Inkubation werden die Keime gezählt. Bei dem Einfachtupferverfahren wird nur ein trockener Tupfer verwendet. Als Material für die Tupfer kommen Baumwollwatte oder Alginatwolle infrage. Eine genaue Quantifizierung ist bei diesem Verfahren nicht möglich [1, 4].
Bei diesem Verfahren kommt die zu prüfende Oberfläche direkt mit einem festen Nährmedium in Kontakt. Für die Probennahme wird der Kunststoffbehälter geöffnet und das Nährmedium direkt auf die zu testende Oberfläche gedrückt. Dabei bleiben ein Teil der Mikroorganismen auf dem Nährmedium haften. Danach wird der Behälter wieder verschlossen. Für Abklatschproben kommen beispielsweise RODAC-Platten (RODAC = Replicate Organism Detection and Counting) oder Teststreifen zum Einsatz. Während der Inkubation von meist ein bis zwei Tage vermehren sich die übertragenen Mikroorganismen auf dem Nährmedium und können anschließend ausgezählt oder mit Abbildungen auf einer Auswertungskarte verglichen werden. Das Abklatschverfahren ist insbesondere für glatte Oberflächen geeignet [1, 4, 9].
Je nach Fragestellung können unterschiedliche Nährmedien eingesetzt werden. Auf den einen wachsen die am häufigsten vorkommenden Bakterien, Hefen und Pilze -Schimmelpilze, während es selektive Nährmedien erlauben, Flächen nach bestimmten Bakterien hin zu untersuchen. Sogenannte Dip-Slides besitzen zwei unterschiedliche Seiten: auf der einen Seite wachsen Schimmel- und Hefepilze und auf der anderen Seite Bakterien. Zur besseren Unterscheidung haben die beiden Seiten verschiedene Farben [6, 9].
Robert Koch-Institut: Liste der aktuell gültigen KRINKO-Empfehlungen. Zugriff am 31.05.2024
Robert Koch-Institut: Nationale und internationale Listen zur Desinfektion. Zugriff am 31.05.2024
Verbund für angewandte Hygiene e. V.
DGUV Information 207-206 (2024): Tätigkeiten mit Desinfektionsmitteln im Gesundheitsdienst. Zugriff am 22.04.2024
Industrieverband Hygiene und Oberflächenschutz für industrielle und institutionelle Anwendungen e. V. (IHO): Desinfektion richtig gemacht - Band Basiswissen, Stand: 09/2022. Zugriff am 31.05.2024
Industrieverband Hygiene und Oberflächenschutz für industrielle und institutionelle Anwendungen e. V. (IHO): Broschüre „Reinigung und Desinfektion in der professionellen (Groß-)Küche“, Stand: 10/2023. Zugriff am 31.05.2024
[1] Michaela Trautsch (2003): Eignung
eines neuen Schnelltests zur Prüfung der Oberflächenreinheit im Rahmen
betrieblicher Eigenkontrollen in Lebensmittelbetrieben. Zugriff am
10.02.2021
[2] Heike Reichelt (2007): Bedeutung von Schnelltestmethoden im Rahmen der
Lebensmittelkontrolle - eine Übersicht. Zugriff am 22.6.2019
[3] CHEMIE.DE Information Service GmbH
(Hrsg.): Biuretreaktion. Zugriff am 29.9.2016
[4] LADR Der Laborverbund Dr. Kramer & Kollegen GbR (Hrsg.): Betriebshygiene. Zugriff am 10.02.2021
[5] Dr. Barbara Hildebrandt: Schnelle
Reinigungskontrolle - ein ergänzender Baustein u. a. im
Allergenmanagement. amfora
health care GmbH.
[6] Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung, Fachbereich Holz und Metall (2014): DGUV-Information.
Richtiger Umgang mit Dip-Slides. Zugriff am 24.5.2018
[7] Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, 268. Auflage, 2020
[8] Bundesamt für Strahlenschutz (2020): Desinfektion mit UV-C-Strahlung. Zugriff am 10.02.2021
[9] HygienePartner24.de: Keimindikatoren Abklatschtest zur Bestimmung der Keimbelastung zur Hygienekontrolle. Zugriff am 10.02.2021
[10] Verordnung über die Behandlung von Lebensmitteln mit Elektronen-, Gamma- und Röntgenstrahlen, Neutronen oder ultravioletten
Strahlen (Lebensmittelbestrahlungsverordnung – LMBestrV),
Ausfertigungsdatum: 14.12.2000
[11] Liste der vom Robert Koch-Institut geprüften und anerkannten Desinfektionsmittel und -verfahren. Stand: 31. Oktober 2017
Merck KGaA: HY-RiSE®
NAD-Schnellnachweiskit. Zugriff am 29.9.2016
Merck KGaA: HY-LiTE®
2 ATP-Schnellnachweissystem. Zugriff am 29.9.2016
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und
Lebensmittelsicherheit: Bestrahlung von
Lebensmitteln. Aktualisiert 20.08.2019
DIN 10113-3:1997-07 - Bestimmung des Oberflächenkeimgehaltes auf
Einrichtungs- und Bedarfsgegenständen im Lebensmittelbereich. Teil 3:
Semiquantitatives Verfahren mit nährstoffbeschichteten
Entnahmevorrichtungen (Abklatschverfahren).
E. Kirst, K.D.Schmidt: Lexikon Reinigung und Desinfektion im
Lebensmittelbereich, 2011